JUMA 4/2001 Mein erstes Auto Wer einen Führerschein hat, wünscht sich meistens auch ein Auto. Doch oft fehlt das Geld dafür. Alexander, 19, berichtet. Seit einem Jahr habe ich jetzt meinen Führerschein. Zu meinem Glück fehlte ein fahrbarer Untersatz. Bis vor drei Monaten ein Kollege anrief und mir einen uralten Fiat Panda anbot … Zugegeben: Das Auto ist keine Schönheit mehr. Der Riss an der Stoßstange ist notdürftig mit Silikon geklebt worden. Der letzte Besitzer hat den Rost an den roten Türen schwarz und an den Felgen stahlblau lackiert. Wie die fetten Schrammen auf die Motorhaube gekommen sind? Dazu habe ich nur so meine Vermutungen! Wahrscheinlich hat hier einer der fünf Vorbesitzer mit der Poliermaschine gearbeitet. Ein klarer Fall für den Schrotthändler, denke ich, als ich das Auto das erste Mal sehe. Aber der Blick unter die Motorhaube macht mir Mut: Der Motor leckt nicht und die Stoßdämpfer sind auch noch in Ordnung. Eigentlich braucht man nur einsteigen und losfahren. Doch vor allem: Die Mühle ist spottbillig. Ein wahres Schnäppchen auf vier Rädern, finde ich, und muss nicht lange überlegen. Endlich mobil sein! Unabhängig vom Wetter! Mit Kumpels in die Disko, egal ob es regnet oder schneit! Also sage ich zu. Das Auto bietet doppelten Freizeitspaß. Anfangs fahre ich einfach nur so durch die Gegend. Das treibt die Kosten für den Sprit ganz schön in die Höhe. Mein kleines Azubi-Gehalt schmilzt im Nu. Nach dreimal Volltanken ist für den Rest des Monats Schluss mit dem Fahrvergnügen. In der übrigen Freizeit fordert das Auto mein ganzes berufliches Können heraus. Ich muss die Elektrik austauschen, stelle die Zündung und den Vergaser ein. Mein Versuch, das Auto optisch zu verschönern, misslingt. Doch eigentlich sieht die Mühle gar nicht so schlecht aus. Vorausgesetzt, man schaut sie aus drei Metern Entfernung an. Mit ihren 34 Pferden unter der Motorhaube fährt die Karre bergab 140 Stundenkilometer. Dabei sind die Fahrgeräusche lauter als die Musik aus der Stereoanlage. Die ist wertvoller als der Rest des Autos. Wenn mein Wagen einmal nicht mehr fährt, werde ich versuchen ihn zu verkaufen. So spare ich die Gebühren für die Verschrottung. Ich bin sicher, es findet sich bestimmt ein Liebhaber dafür. Immerhin sind die Reifen ja fast so gut wie neu.
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